biography

In den Achtzigern gab es noch keine grossen Disco-Tempel wie wir sie heute kennen. Damals regierten so genannte Wanderdiscotheken. Diese reisten wie ein Zirkus im ganzen Land herum. Einige hatten immer ihre eigenen Demotapes dabei. Diese enthielten den Sound, den wir am Abend jeweils hörten. Sie besassen auch alle einen eigenen Stempel, den man schon damals aus verschiedenen Gründen auf der Hand tragen musste. Heute empfinden wir diese Stempel als unnötig – warum auch immer. Damals jedoch, konnte man damit „bluffen“. Wenn jetzt ein Freund also, einen von einer angesagten Disco besass, bei dessen Party ich jedoch nicht war, musste ich ihn darum beneiden. Das ist auch heute noch durchaus nachvollziehbar. Wir beneiden ja manchmal auch Leute um deren Konzerttickets.

Ich hätte natürlich auch gerne meine eigene Disco, mit dem dazugehörenden Stempel gehabt. Vor allem um meinem Traum vom D.J. etwas näher zu kommen. Das mit der eigenen Disco, war natürlich nicht möglich. Ich brauchte allerdings auch nicht lange um zu kapieren, dass man zum D.J. machen keine eigene Disco braucht. Also beschloss ich meine Künste einfach auf Demotapes zu demonstrieren. Was mir jetzt noch fehlte, war ein Name für den Mix. Diesen suchte ich jedoch nicht willkürlich aus. Sollte sich nämlich der Traum einer eigenen Disco trotzdem mal erfüllen, so hätte ich den Stempel dazu bereits schon gehabt. Diesen hatte ich schon seit meiner Kindheit – von der Kinderpost. Darauf stand „CARLIT“. Die Tonträger also trugen fortan diesen Namen und wurden fortlaufend nummeriert (CARLIT MIX VOL.1 - VOL.15) und so weiter. Zu jedem dieser fortlaufend nummerierten Tonträger gab es einen Kurzmix. Dieser repräsentierte in 3-4 Minuten die Highlights der langen Fassung. Es war das selbe Konzept, dass zum Beispiel den „Italo Boot Mix“ oder auch den aus Barcelona stammende „Max Mix“ zu erfolgreichen Kurzmixen machte. Ausserdem waren sie technisch so brillant zusammen geschnitten, dass sie von den Discotheken nicht mehr wegzudenken waren.

Neben den fortlaufenden Projekten gab es auch noch 14 andere Projekte. Sie beinhalteten das selbe Material wie die fortlaufend nummerierten Projekte. Sie wurden legendlich anders zusammengestellt, oder spezialisierten sich konsequent auf eine Stilrichtung.

Die ersten Bänder verkaufte ich kaum jemandem. Das änderte sich zum Glück mit der Zeit. Der Grund dafür war sicher die steigende Qualität meiner Technik sowie die meiner DJ- Künste. Was die Technik betrifft, hielten mit der Zeit Plattenspieler bei mir Einzug. Diese lösten die Kassetten, welche einen grossen Teil „DRS 3“- Material enthielten ab. Da der Mix jetzt zum grössten Teil keine „DRS 3“-Versionen besass, sondern verschiedene Versionen eines Titels, wurde er automatisch spannender. Die „Tapes“ konnte ich zum Teil auch bei meinem Bruder produzieren. Dieser besass immer das neuste Equipment. Das Master kopierte ich jedoch immer selber. Und einer dieser Kopien durfte ich jeweils während der Zeichnungsstunde in der Schule vorführen. Darunter litten vor allem meine Zeichnungen...aber leider auch die Lehrerin. Nach dem Unterricht bekam sie jeweils ein weisses Blatt zurück. Die „Tapes“ jedoch verkauften sich so am besten. Einige wenige verkaufte ich sogar in Basel und Schaffhausen. Dort kannte ich Leute mit den nötigen Beziehungen. Um den Verkauf voranzutreiben, entwarf ich sogar Plakate. Diese waren jedoch hauptsächlich in Winterthur-Seen anzutreffen. Neben den Plakaten entwarf ich aber auch die Cover's zu den jeweiligen Projekten immer selber. Wenn es nötig ist, greift mir meine Grafikerin auch mal tatkräftig unter die Arme. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Mit dem Ende der Primarschule, kam auch das kurzfristige Ende des „Carlit Mix“. Denn während der Lehre nutzte ich die Gelegenheit, öffentlich auflegen zu dürfen. Dies tat ich hauptsächlich im Winterthurer „LA BAMBA“ vereinzelt auch im „CITY SALOON“ und einigen Partys. An diesen Orten regierte hauptsächlich der Hardrock. Diesen mischte ich aber auch mit dem 70er Rock sowie dem 80er Pop/Rock. Als diese Zeit vorbei war, dauerte es ein paar Jahre, bis ich den „Carlit Mix“ fortsetzte. Es folgte die so genannte „PD“ Phase. Sie umfasste 5 Projekte. Der „CARLIT PD-78 MIX“ war der letzte, der den Namen „DJ ÜSE“ trug. Alle drauffolgenden Projekte trugen den Namen „DJ AKW“. Unabhängig vom DJ-Namen, konnte man alle Mixe der „PD“ Phase im Winterthurer “SILVER DISC“, wo ich früher arbeitete hören.

Im Gegensatz zu früher, verkaufe ich sie heute aus urheberrechtlichen Gründen nicht mehr. Abgesehen davon, kopierte ich sie schon damals nur auserlesenen Kollegen. Die Auflage hielt sich also in Grenzen. Heute stellt mich halt schon eine gute Kritik zufrieden. Und doch habe ich die Möglichkeit, meine vier „CARLIT CHILLOUT & LOUNGE MIX“ im „DON LEONE“ in Zürich zu präsentieren.